Aktuelles

Interviews mit Menschen aus unserer Gemeinde zum Kirchentag

|   News aus Tostedt

Verband Christlicher Pfadfinder Tostedt (Moritz, Johanna, Laura und Elisa )

1. Was war euer erster Kirchentag und was war damals dein Eindruck. 
Wir vom VCP Tostedt waren zu viert als HelferInnen auf dem Kirchentag 2023 in Nürnberg. Für einige von uns war Nürnberg der erste Kirchentag, aber manche von uns sind seit 2011 in Dresden fast jedes Jahr mit dabei. 

2. Was war eure Aufgabe auf dem Kirchentag. 
Wir waren in einer Helfendengruppe unterwegs, die gemischt war aus PfadfinderInnen aus dem Bezirk Heide und Kiel sowie ein Paar Einzelhelfende. Unsere Aufgabe war es bei dem Eröffnungs- und Abschlussgottesdienst BesucherInnen zu helfen und Liederhefte zu verteilen. Während des Kirchentages haben wir Veranstaltungen in der Stadthalle in Fürth mitbetreut, BesucherInnen gezählt und bei Fragen und Problemen geholfen. Da wir immer nur einen halben Tag helfen mussten, hatten wir die restliche Zeit zur freien Verfügung und haben Workshops, Podiumsdiskussionen und Konzerte besucht. 

3. Was war euer bewegendster Moment. 
Unser bewegendster Moment war der „Segen zur Nacht“, als alle Menschen sich zum Tagesabschluss auf dem Marktplatz getroffen haben und während des Singens ein Meer aus Kerzenlichtern entstanden ist. 

4. Habt ihr bekannte Menschen auf dem Kirchentag getroffen?
Zum einen haben wir die Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt und den Sänger Samuel Harfst getroffen. Und zum anderen haben wir zwischen den 130.000 BesucherInnen ganz viele bekannte Gesichter aus dem Posaunenchor und der Gemeinde Tostedt, aus der evangelischen Jugend Hittfeld und andere PfadfinderInnen getroffen. 

5. Warum habt ihr euch dazu entschlossen als HelferInnen auf den Kirchentag mitzufahren und seid ihr in Hannover 2025 wieder mit dabei?
Wir waren als HelferInnen auf dem Kirchentag, da es ein unbeschreibliches Gemeinschaftsgefühl ist, mit rund 2000 weiteren HelferInnen gemeinsam zu arbeiten und zusammenzuhalten, obwohl man sich vorher noch nicht kannte. Wir werden 2025 auf jeden Fall wieder beim Kirchentag mit dabei sein. 

 

Maria Plötner (Johannes 2.0 Team und ehemalige Kirchenvorsteherin)

Was war dein erster Kirchentag und was war damals dein Eindruck?
Mein erster Kirchentag war in Berlin und Lutherstadt Wittenberge. Überwältigend schön, dass durch die gleichfarbigen Schals eine sichtbare Gemeinschaft entstanden ist. Man hat einander in der Bahn oder im Bus gesehen, und sofort erkannt, die Person ist auch zum Kirchentag hier. Man hat sich angelächelt und gefreut, über so viele Menschen, Gemeinschaft, freudige, aufgeregte Stimmung, insbesondere am Abend der Begegnung.

Gibt es ein Ereignis, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Abendsegen singen mit gefühlten 25.000 Leuten vorm Brandenburger Tor mit Lichtermeer nach dem Wise Guys Konzert.
Übernachtung unter offenem Himmel (Zelte waren verboten) aufm Feld vorm Abschlussgottesdienst in Lutherstadt, am Vorabend Taizé Gottesdienst, am nächsten Vormittag dann der offizielle, große Abschlussgottesdienst mit Heinrich Bedford-Strom.
Gottesdienste mit vielen Bläsern haben auch immer eine besonders schöne Stimmung.

Gab es einmal ein bestimmtes Thema, eine Veranstaltung, die dich besonders bewegt hat?
JA! Der Abschlussgottesdienst in Nürnberg 2023!! Quinton Ceasar hat mir und vielen weiteren die Tränen in die Augen getrieben, denn er hat eine Predigt gehalten, wie ich sie meiner Kirche (noch) nicht zugetraut habe. Absolute Gänsehaut. Ich bewundere bis heute seinen Mut und bedauere, dass ihm hinterher so viel Hass entgegengeschlagen ist.
Besonders in er Erinnerung aus Nürnberg sind mir auch zwei Podiumsdiskussionen, eine über Armut und damit verbunden, wie wir es schaffen könnten, die Chancen von Kindern armer Eltern zu verbessern und zweitens eine Diskussion über das Maß der Erneuerung der Kirche vs. das Bewahren des Tradierten.

Was würdest du dir für den Kirchentag in Hannover wünschen?

gutes Wetter, viel Musik und singen, viel Toleranz, einander zuhören, kein Platz für Hass und Gewalt
gute Diskussionen darüber, welchen Platz Religion in den heutigen Leben noch spielen kann und best-practice Beispiele, wo Dinge positiv angenommen wurden.

 

Inke Hollstein (Johannes 2.0 Team)

Was war dein erster Kirchentag und was war damals dein Eindruck?
Mein erster Kirchentag war tatsächlich 1981 in Hamburg als 9jährige. Das war die Zeit der großen Friedensbewegungen. Witzigerweise erinnere ich mich an die lilafarbenen Halstücher. Allerdings musste ich jetzt einmal nachschauen, was darauf stand: "Umkehr zum Leben". So viele Erinnerungen habe ich nicht mehr daran. Als Kind erinnere ich mich nur an das große Gemeinschaftsgefühl und das gemeinsame Singen. Die Reden fand ich langweilig, was aber sicherlich aus heutiger Sicht verständlich ist. Da war ich einfach zu jung.

Gibt es ein Ereignis, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Ich war dann erst wieder in Hamburg 2013 auf dem Kirchentag. Ich kann mich an die tolle friedliche Stimmung erinnern. Das hatte so ein Volksfestcharakter mit viel gelebter Toleranz. Mich berührt ja immer die Musik. Entsprechend bin ich zu musikalischen Gottesdiensten gegangen. Unter anderem kann ich mich gut an einen Rock-Gottesdienst in der St. Pauli-Kircher erinnern. Der war proppevoll, wie man so schön sagt. Die Leute saßen in jeder Ecke und es war eine unglaubliche positive Stimmung, die mich durch den ganzen Tag begleitet hat. Schön war es auch die generationsübergreifende Gemeinschaft zu erleben.

Was würdest du dir für den Kirchentag in Hannover wünschen?
Jetzt, wo ich drüber nachdenke, und etwas zum Kirchentag 1981 nachgelesen habe, dachte ich mir, wie aktuell das ist. Unser Frieden in unserem Land ist wieder in Gefahr und uns täte eine Friedensbewegung wie in Zeiten des Kalten Krieges wieder gut. Toleranz, Zuhören und Gemeinschaft sind weitere Themen, die auf dem Kirchentag bewegt werden könnten.

 

Margot Schulze (Mitglied im Posaunenchor und Johanneskantorei)

Was war dein erster Kirchentag und was war damals dein Eindruck?
1997 in Leipzig. Ich war erstaunt, dass sich so viele Menschen geordnet versammeln konnten. Sie waren geduldig, und wenn es länger dauerte, wurde gesungen.
Auch auf Plätzen, an Straßenecken und in der Straßenbahn hörte ich Kirchentagslieder, die (meistens) von Jugendlichen gesungen wurden.

Gibt es ein Ereignis, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Der Abschlussgottesdienst im Leipziger Fußballstadion - wir spielten im großen Bläserchor mit - mehrere Tausend Bläser.

Du bist ja auch als Bläserin/Bläser beim Kirchentag aktiv. Wie erlebst du den Kirchentag aus dieser Perspektive?
Sehr schön sind immer die Eröffnungs- und der Abschlussgottesdienste. Wir spielten von Donnerstag bis Sonnabend auf mehreren Plätzen und häufig
blieben Passanten stehen und hörten uns zu oder sangen bei Chorälen mit. Außerdem gibt es Mitspielangebote für Bläser.

Gab es einmal ein bestimmtes Thema, eine Veranstaltung, die dich besonders bewegt hat?
Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir der Abendsegen, z.B. in Dresden am Elbufer, Taizé-Andachten und einige Bibelarbeiten mit Wissenschaftlern als Referenten.

Was würdest du dir für den Kirchentag in Hannover wünschen?
Ich wünsche mir einen friedlichen Ablauf, interessante Themen für die Bibelarbeit, kontroverse, aber faire Diskussionen und viel Musik.

 

Regina Hartstock (Vorsitzende des Kirchenvorstands)

Was war dein erster Kirchentag und was war damals dein Eindruck?
Mein erster Kirchentag war 1981 in Hamburg. Mit unserer Laienspielschar fuhren wir im VW-Bus nach Hamburg-Niendorf und waren im Gemeindehaus untergebracht. Dort führten wir ein Theaterstück zum Feierabendmahl auf, Das Feierabendmahl war seinerzeit ein Highlight und (fast) einziger Programmpunkt am Freitagabend um 18:00 Uhr. Hinterher haben wir zu Abend gegessen, mit der gastgebenden Gemeinde gefeiert und den Abend bei reichhaltigem Essen und vielfältigen Getränken verbracht. Es war ein großartiges Gemeinschaftserlebnis. Die Tage in Hamburg haben unsere Gruppe sehr zusammengeschweißt, wir haben viel gesungen, (damals) moderne Gottesdienste und Konzerte von christlichen Liedermachern besucht.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Es gibt viele unvergessliche Momente: Da sind reihenweise Begegnungen mit Menschen, entweder ebenfalls BesucherInnen, die vor Ort waren oder Menschen, die in der jeweiligen Stadt den Kirchentag als Anwohner (manchmal im wahrsten Sinne) aushalten mussten. Ich habe unzählige interessante teils wirkliche mutige Gottesdienstformate kennengelernt. Die Gesänge in den Bahnen und auf den Bahnhöfen, während des Wartens auf die Zu- und Abtransporte von Veranstaltungen, werde ich nie vergessen. Keine Spur von Panik, nur Singen auf übervollen Haltestellen und in übervollen Bahnen.
Der Kirchentag 1989 im noch geteilten Berlin geht bei mir aufgrund seiner historischen Bedeutung in die Geschichte der besonderen Kirchentage ein. Allein die Anreise unter den argwöhnischen Augen der Vopos auf der Transitstrecke wird es so nie wieder geben. In Westberlin sind wir mit Linienbussen an der Mauer vorbeigefahren und mit der U-Bahn durch lost places unter der Erde unterwegs gewesen.

Du bist ja auch als Bläserin/Bläser beim Kirchentag aktiv. Wie erlebst du den Kirchentag aus dieser Perspektive?
Seit 2013 spiele ich Trompete auf dem Kirchentag. Das Musizieren in U-Bahnschächten oder einfach auf der Straße führt (fast) immer zu freundlichen Reaktionen der Zuhörenden. Das kenne ich aber auch schon von anderen Veranstaltungen, wie Posaunentagen. Als Trompeterin geht es mir gegenüber den Tiefbläsern, die viel mehr zu schleppen haben und vor deren Einsatz ich den Hut ziehe, recht gut. Die Bläser sind nicht nur auf den Kirchentagen wie eine große Familie. Überall können Posaunenbläser nur mit einem Choralbuch bestückt einfach und gut zusammenspielen, auch wenn sie sich nicht persönlich kennen.

Das Blasen beim den Eröffnungs- und Schlussgottesdiensten ist für mich dabei sicherlich immer ein emotionales Highlight.
Der Schlussgottesdienst im Stadion mit den Tausenden von Bläsern im Innenraum und den Laola-Wellen auf der Tribüne waren ein eindrückliches Zeichen der Gemeinschaft und der Verbindung zwischen den Gläubigen. Das gibt es so bereits seit vielen Jahren nicht mehr und ich vermisse es immer noch.

Von den Großgottesdiensten in der Fläche erinnere ich mich noch genau an den Eröffnungsgottesdienst in Berlin (KT 2017) vor dem Reichstagsgebäude unter Bewachung vom Dach mit Maschinengewehren. Überhaupt habe ich die Sicherheitsvorkehrungen in Berlin noch gut in Erinnerung. Jeder Trompetenkasten und jede Tubahülle wurden inspiziert und mit einem Bändchen versehen. Allerdings nur einmal. Es ist zum Glück friedlich geblieben.

Gab es einmal ein bestimmtes Thema, eine Veranstaltung, die dich besonders bewegt hat?
Hier nenne ich etwas Aktuelles vom letzten Kirchentag in Nürnberg (KT 2023). Den Besuch eines Gottesdienstes, der ausschließlich von künstlicher Intelligenz (KI) gestaltet und von einem Avatar gehalten wurde, fand ich sehr bewegend und hat sehr unterschiedliche Gefühle ausgelöst. In der Rückschau gab es kaum eine Veranstaltung auf einem Kirchentag, über die ich im Nachgang mit so vielen Menschen gesprochen habe.

Was würdest du dir für den Kirchentag in Hannover wünschen?
Vor allem wünsche ich mir einen friedlichen Veranstaltungsverlauf! Weiter wünsche ich mir, dass bei möglichst vielen Menschen der Funke überspringt. Der Funke einer emotionalen Berührung mit ihrem Glauben, ihrer Spiritualität. Der Kirchentag ist ein Ort, sich selbst zu feiern und festzustellen, dass wir nicht allein sind in unseren ´kleinen´ Ortsgemeinden.

Wir als in der Kirche Aktive (davon gibt es verdammt viele auf dem Kirchentag) müssen damit beginnen, alte Zöpfe abzuschneiden, zumindest aber über wirklich neue Wege nicht nur nachzudenken, sondern auch mutig zu beschreiten, wenn wir als Kirche nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wollen. Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen den Kirchentag so gestalten, dass er Strahlkraft nach außen in Politik und Gesellschaft entwickelt.

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